aus der Globalen
Samstag, 15. Juli 2006
Samstag, 17. Juni 2006
London jagt "ausländische Schwerverbrecher"
Die Vorgeschichte: helle Aufregung im post-Empire - etwa 1000 Straftäter ausländischer Herkunft laufen doch frei im Königreich herum, nachdem sie ihre Gefängnisstrafe absaßen. Theoretisch hätte danach eine Ausweisung geprüft werden müssen, aber wie Behörden so sind... Jetzt laufen also die Vergewaltiger und SchwerverbrecherInnen frei durch die sanften Hügel Englands und sind einfach nicht zu finden. Zum Glück meldet sich da einer - er beantragt die britische Staatsbürgerschaft.
Der junge Mann thailändischer Abstammung ist vor 13 Jahren mit 10 Jahren auf die Shetland-Insel gekommen, als seine Mutter dorthin heiratet - und bald bestens integriert, hat er doch keine Beziehungen nach Thailand. Auch die Sprache verlernt er rasch. Stattdessen vertritt er Shetland erfolgreich im Sport. Als sein Stiefvater stirbt, kurz darauf sein Kind, lässt er sich allerdings gehen - im Vollrausch zündet er ein Auto und ein Kabinchen an. Und akzeptiert eine 15monatige Gefängnisstrafe. Nach 8 Monaten ist er wieder draußen, "gute Führung" scheint noch eine Untertreibung. Er erhält auch sofort seinen Job zurück, in der kleinen Insel-Community, die durchaus auch sehr hart urteilen kann, ist mensch froh, den alten Sakchai Makao zurückzuhaben. So vergehen die Jahre...
... bis eben helle Aufregung im Innenministerium und im ganzen Reich herrscht, siehe oben. Da die Schwerverbrecher gerade nicht so greifbar sind, schickt mensch eben eine 8-köpfige Spezialeinheit zu Makao los - Überraschung, Überraschung -, um ihn frühmorgens aus dem Bett zu reißen und 600 km weiter in ein Hochsicherheitsgefängnis zu stecken. Ein Erfolg mehr...
... und nun in Schottland helle Aufregung: denn die SchottInnen dürfen über ihre inneren Angelegenheiten nicht selbst bestimmen, dafür ist London zuständig. So fordert eine empörte Leserin im Herald den Innenminister (einer der unsichersten Posten im Königreich) auf: "Our society needs good people like Sakchai Makao. Give him back, or suffer the anger of an outraged Shetland community." Ron Ferguson, die moralische Stimme des Herald, berichtet im Herald unter der Überschrift "Why islanders are right to fight for Sakchai Makao": "An appeal against deportation is being lodged today, along with a request that Makao can be allowed out on bail. The information I had late yesterday afternoon was that the Shetland community would put up the bail money and guarantee his future good conduct." Tatsächlich würde auch sein Arbeitgeber die Kaution zahlen. Und auch der Independet berichtet:
A huge campaign has now been started by Shetlanders, calling on the Home Office to scrap his deportation notice. More than a third of the island has signed a petition of support for the young man, which has also been backed by the Church of Scotland, and protests are taking place throughout the week.
Leider sind die Shetland-Inseln klein und London weit weg...
Aktualisierung: hier im Scotsman ist heute ein guter Überblicksartikel eingestellt worden unter dem Titel "Sakchai Makao and an island community in revolt"
Gewinnt Ghana die ethische WM?
Pedro Mantorras was brought up in Sambizanga, a shanty town on the edge of the Angolan capital, Luanda. Like half the city's 4m population, Mantorras's family were refugees, displaced by Angola's 27-year civil war. His father was killed when he was three and his mother died when he was 16, making him responsible for younger siblings.
Kopfhaar-Diskussion
Menschenrechte auf zweierlei Art...
Eine wichtigere Meldung der BBC betrifft noch sehr rudimentäre Überlegungen zu einer Amnestie illegaler EinwandererInnen. Mensch vermutet in GB zwischen drei- und achthunderttausend, die legalisiert werden könnten. Mensch beachte auch die Daily Telegraph Schlagzeile "Amnesty plan for 500,000 illegal migrants", während der zuständige Staatssekretär eigentlich in einem Parlamentsausschuss auf Nachfrage nur gesagt hatte, dass es noch zu früh sei (er ist auch erst seit etwa einer Woche im Amt), eine Amnestie-Gesetz völlig auszuschließen...
Kriminelle und andere AusländerInnen...
In Großbritannien will man nicht die ach so kriminellen EinwandererInnen beim Einwandern überwachen, sondern beim Auswandern: ausländische VerbrecherInnen sollen eigentlich nach Haft gleich ausgewiesen werden, was aber verpasst wurde. So erfährt die britische Öffentlichkeit von SexualstraftäterInnen, von denen mensch nicht einmal mehr den Aufenthaltsort in GB wisse, und dass es noch Jahre dauern würde, "to fix immigration system", wie die Chefin des Immigration and Nationality Directorate klarstellte...
Die Sprachendiskussion läuft in GB aber etwas anders als in Österreich: Gordon Browns (Finanzminister und Blair-Nachfolger in spe) Attacke auf EinwandererInnen, die nicht Englisch lernen würden, schaut von der Peripherie, den keltischen Nationen Schottland und Wales, als anti-schottisch und anti-walisisch aus (peinlich, denn Brown ist selbst Schotte), ein Zeitungsleser fragt etwa: "One of my close neighbours, originally from the Indian subcontinent, is fluent in Gaelic acquired during the years he worked in the Western Isles. Would he be liable for deportation if he had refused to learn English? Where does that leave the enhanced status of Gaelic in Scotland promoted by the executive?" (Achtung: Gälisch, die "Ur"-Sprache Schottlands, ist sowenig ein englischer Dialekt wie Deutsch ein französischer Dialekt, es handelt sich jeweils um Sprachen ganz unterschiedlicher Sprachfamilien.)
Einen excellenten Kommentar zu dieser Situation in Großbritannien, lehrreich auch für Österreich, schreibt Ruth "Wishart im Herald.
Web Watch auf amerikanisch...
Die AmerikanerInnen posten nicht mehr, sie handeln - jeder soll, so die texanischen Pläne in Zukunft die Grenze mitüberwachen... über Webcams! (Hier im Standard)
Montag, 29. Mai 2006
Hirsi Ali - umgeben von Sklavinnen
Sonntag, 28. Mai 2006
Großbritannien: Innenministerium in der Krise
Apart from the foreign prisoner fiasco, these have included the granting of asylum to criminals and suspected terrorists, the explosion of illegal working - including at the Home Office itself - and, elsewhere in the department, the early release of dangerous criminals who have gone on to kill.
(vgl. auch hier) - klagte der frisch gebackene Innenminister John Reid sein eigenes Ministerium an als "not fit for purpose", setzte seine Staatssekretäre um, musste danach aber doch einmal mehr fehlerhafte Information eingestehen (ein "ausländischer Verbrecher" - wegen Vergewaltigung und sexuellem Kindesmißbrauch - sei doch entlassen, aber nicht ausgewiesen worden). Entsprechend der aktuelle Aktionismus (z.B. "Police seal off open prison as foreign inmates flee").
Unterhausführer Jack Straw hat mittlerweile die "KundInnen" für die Probleme des Innenministeriums verantwortlich gemacht - Zitat nach BBC:
They are dysfunctional individuals many of them: criminals, asylum seekers, people who do not wish to be subject to social control - the purpose of the Home Office. It is that which places the burden on the staff and provides a challenge both to staff and to ministers.
Einmal abgesehen, dass AsylwerberInnen sicher nicht regelmäßig wie KundInnen, nicht wie KlientInnen, nicht einmal wie Klientel behandelt werden, ist es zur Zeit im Königreich wirklich üblich, AsylwerberInnen, illegale ArbeitsmigrantInnen und "ausländische Schwerverbrecher" in einem Atemzug zu nennen (es sei jedoch ergänzt, dass sich das Königreich als Einwanderungsland ohne Einwanderungsquote - there is no limit in numbers - bekennt). Um Terrorverdächtige auch in den wahrscheinlichen Tod oder Folter zu deportieren, sollen sogar die Menschenrechte revidiert werden (hier die AI-Kritik an den schon existierenden Zuständen).
Aus Angst vor illegaler Einwanderung werden sogar Probleme wie der heutige Sklavinnenhandeln in Europa nicht angegangen ( Bericht siehe hier).
Derweil ist bereits mindestens ein Gewerkschaftssekretär dafür, die bis zu 500.000 EinwandererInnen ohne Arbeitserlaubnis in GB zu legalisieren.
Aber - eine aktuelle Umfrage zeigt, dass Einwanderung als das vordringlichste Problem im Königreich gesehen wird, noch vor den Klassikern Gesundheitssystem (mit seinen Wartezeiten) und Bildung. Allerdings fürchten sich mehr BritInnen vor Einwanderung vom Festland (Deutsche, ÖsterreicherInnen usw.) als von außerhalb.
Mittwoch, 24. Mai 2006
"Illegale" als Putzleute in der Abschiebebehörde
Zwei Tage später hatte das Königreich seinen nächsten Skandal, als sich herausstellte, dass 5 Reinigungskräfte in der Abschiebebehörde ... ebenfalls illegal im Lande waren ( hier und an dieser Stelle und auch hier der Kommentar im Telegraph, hier die BBC, über die Parlamentsdebatte dazu usw.) und teilweise jahrelang (über einen Subkontraktor) in der Einwanderungsbehörde arbeiteten ( hier im Telegraph).