Samstag, 17. Juni 2006

London jagt "ausländische Schwerverbrecher"

Ein kleines gallisches Dorf... ach nein, wir sind ja bei Schottland versus England.

Die Vorgeschichte: helle Aufregung im post-Empire - etwa 1000 Straftäter ausländischer Herkunft laufen doch frei im Königreich herum, nachdem sie ihre Gefängnisstrafe absaßen. Theoretisch hätte danach eine Ausweisung geprüft werden müssen, aber wie Behörden so sind... Jetzt laufen also die Vergewaltiger und SchwerverbrecherInnen frei durch die sanften Hügel Englands und sind einfach nicht zu finden. Zum Glück meldet sich da einer - er beantragt die britische Staatsbürgerschaft.

Der junge Mann thailändischer Abstammung ist vor 13 Jahren mit 10 Jahren auf die Shetland-Insel gekommen, als seine Mutter dorthin heiratet - und bald bestens integriert, hat er doch keine Beziehungen nach Thailand. Auch die Sprache verlernt er rasch. Stattdessen vertritt er Shetland erfolgreich im Sport. Als sein Stiefvater stirbt, kurz darauf sein Kind, lässt er sich allerdings gehen - im Vollrausch zündet er ein Auto und ein Kabinchen an. Und akzeptiert eine 15monatige Gefängnisstrafe. Nach 8 Monaten ist er wieder draußen, "gute Führung" scheint noch eine Untertreibung. Er erhält auch sofort seinen Job zurück, in der kleinen Insel-Community, die durchaus auch sehr hart urteilen kann, ist mensch froh, den alten Sakchai Makao zurückzuhaben. So vergehen die Jahre...

... bis eben helle Aufregung im Innenministerium und im ganzen Reich herrscht, siehe oben. Da die Schwerverbrecher gerade nicht so greifbar sind, schickt mensch eben eine 8-köpfige Spezialeinheit zu Makao los - Überraschung, Überraschung -, um ihn frühmorgens aus dem Bett zu reißen und 600 km weiter in ein Hochsicherheitsgefängnis zu stecken. Ein Erfolg mehr...

... und nun in Schottland helle Aufregung: denn die SchottInnen dürfen über ihre inneren Angelegenheiten nicht selbst bestimmen, dafür ist London zuständig. So fordert eine empörte Leserin im Herald den Innenminister (einer der unsichersten Posten im Königreich) auf: "Our society needs good people like Sakchai Makao. Give him back, or suffer the anger of an outraged Shetland community." Ron Ferguson, die moralische Stimme des Herald, berichtet im Herald unter der Überschrift "Why islanders are right to fight for Sakchai Makao": "An appeal against deportation is being lodged today, along with a request that Makao can be allowed out on bail. The information I had late yesterday afternoon was that the Shetland community would put up the bail money and guarantee his future good conduct." Tatsächlich würde auch sein Arbeitgeber die Kaution zahlen. Und auch der Independet berichtet:
A huge campaign has now been started by Shetlanders, calling on the Home Office to scrap his deportation notice. More than a third of the island has signed a petition of support for the young man, which has also been backed by the Church of Scotland, and protests are taking place throughout the week.
Leider sind die Shetland-Inseln klein und London weit weg...

Aktualisierung: hier im Scotsman ist heute ein guter Überblicksartikel eingestellt worden unter dem Titel "Sakchai Makao and an island community in revolt"

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