aus der Lokalen
Samstag, 15. Juli 2006
Samstag, 17. Juni 2006
ÖVP sucht Charakter und Anstand, FPÖ befürchtet Belästigung von Flüchtlingskindern und Caritas präsentiert...
Und dann wäre da noch Graz, wo ein neues AsylwerberInnenheim der Caritas für Frauen, Männer und Kinder entstehen soll. Gegen das macht der Ortsteil und die FPÖ mobil. In einer Presseaussendung sorgt sich die FPÖ offenbar um eine Zunahme von Belästigungen und Vergewaltigungen der Kinder und Jugendlichen - wobei im Standard-Artikel offen bleibt, ob nun die Flüchtlingskinder belästigt und vergewaltigt werden oder belästigen und vergewaltigen. Da wir in Österreich sind, haben Standard und Caritas auch eine PR-Gegenoffensive: es handelt sich hier natürlich nicht um ein Flüchtlingsheim, sondern um eine Art Arbeitslager mit strengem Tagesablauf...
Um es zusammenzufassen: während Österreich die erste Gemeinschaftsabschiebung probt, fordert UN-Generalsekretär Kofi Annan in einem Presse-Gastkommentar eine win-win-Situation für MigrantInnen, Aufnahmeländer und Herkunftsländer...
Bleibt zu lesen: dieser Kommentar in der Presse (bezieht sich auch auf diesen Artikel - während immer weniger Flüchtlinge nach Österreich fliehen können, wird Österreich trotzdem zum "Einwanderungsland", weil immer mehr EuropäerInnen v.a. nach Wien ziehen).
Wirtschaftsbosse erproben Herz und Hirn...
Österreich - der Hort der frei(heitlich)en Frauen...
(Unbenommen geht es in der muslimischen Welt auch ohne Kopftuch... wie mensch sieht, wenn sich die muslimische weibliche Leitungsspitze beim Frauen-Davos (sic! vgl. auch im Standard) in Kairo trifft... und wir warten noch auf das freiheitliche muslimische Frauen-Davos...)
Kopftuch = Körperverletzung?
Derweil die Soziologin Necla Kelek weiterhin die falsche europäische Toleranz bekämpft und das Kopftuch (zumindest im Islam, von Nonnen und Bäuerinnen hat sie nicht gesprochen) als Körperverletzung ansieht, wie sie im Standard darlegt, schreibt Fahimeh Farsaie, Autorin und Journalistin iranischer Herkunft, einen satirischen Einbürgerungsroman mit dem Titel "Eines Dienstags beschloss meine Mutter Deutsche zu werden".
Wettbewerb: wie werde ich Humankapital los in 10 Tagen...
Max Koch (Liga für Menschenrechte, SOS Mitmensch) spricht im Standard-Interview über den Wettbewerb:
"Es ist ja geradezu wie auf der Börse hier, jeden Tag werden neue Kurse ausgerufen, morgen schieben wir 300.000 ab, übermorgen 500.000 – es herrscht ein regelrechter Wettbewerb. Bei jemandem, der das weniger differenziert sieht, der vielleicht Angst um seinen Arbeitsplatz hat, löst das natürlich schon etwas aus."Er analysiert den aktuellen Wahlkampf als Ablenkungsmanöver vom aktuellen Politikversagen, welches Zukunftsängste ausgelöst hat, die mit einer komplexitätsreduzierenden Problemdefinition ("Sündenböcke") bearbeitbar sind.
Und - es gibt sage und schreibe 834 LeserInnen-Postings dazu... Derweil greift der Alltags-Rassismus in Österreich um sich, wie Sybille Hamann hier in der Presse beschreibt.
Freitag, 2. Juni 2006
Frühstück und Menschenrechte...
Derweil ist nach Rohe der nächste deutsche Islamwissenschaftler in Wien sehr gefragt - Christian W. Troll von der jesuitischen Elite-Hochschule St. Georgen...(hier die Presse und hier die Standard -Version)
Weniger gefragt sind bisher leider die Lektionen in Menschenrechte und -würde, die der senegalesische Regierungschef Europa erteilt.
Donnerstag, 1. Juni 2006
Die ersten werden die letzten...
Währenddessen geht die Diskussion um die Schulbildung für MigrantInnenkinder weiter. 9000 angehende Taferlklassler sprechen zu schlecht Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können. Entsprechend ist der Elternverband für verpflichtende Sprachkurse. Zu wichtigeren Aspekten der Integration an Schulen Niki Glattauer im Standard. Währenddessen schielt der die Presse nach Kanada.
Dienstag, 30. Mai 2006
Chalupka: Rechte und Pflichten für ÖsterreicherInnen und ZuwandererInnen
Montag, 29. Mai 2006
10 heiße Tage...
Grundsätzlich scheinen die Schlüsse des Innenministeriums teilweise tatsächlich seltsam - zwar wäre es gerechtfertigt zu sagen, dass religiös-konservative Vorstellungen wie "kein Sex vor der Ehe" in Österreich mittlerweile Distanz zur Mehrheitsgesellschaft offenbaren, die entsprechenden KatholikInnen, Muslime usw. allerdings als "integrationsunwillig" zu sehen - naja... Einmal abgesehen davon, dass der Begriff "integrationsunwillig" in der Studie gar nicht vorkommt. Auch in anderen Studien schaut es etwas anders aus: die Uni Wien etwa kommt auf 7% ZuwandererInnen, die aus religiösen Gründen Probleme mit der Integration hätten, eine EU-Vergleichs-Studie des ZSI sieht Probleme vor allem in der Dequalifizierung von ZuwandererInnen in Österreich (die relativ unabhängig von den Deutschkenntnissen stattfinde).
Entsprechend wechselte Prokop auch die Terminologie ( z. B. in einer ORF-Diskussion) und Studienautor Rohe sprach von Distanz auf beiden Seiten (wie immer sind die LeserInnenkommentare das eigentlich bemerkenswerte, und bei letztverlinktem Artikel sind das immerhin 1319) - diese ehemalige "Integrationsunwilligkeit" betrifft etwa 40% der Eingeborenen-, verteidigte aber die Typologisierung (Al-Rawi dazu: "Keil in die muslimische Gemeinde"). Der deutsche Jurist und Richter Rohe selbst ist im Standard-Interview vor allem enttäuscht über die österreichische Kritik.
Die großen muslimischen Vereine zeigten sich besorgt über die aktuelle Integrationsdebatte im Wahlkampf ( hier in der oberösterreichischen Variante), eine (etwas obskure) Islamische Jugend Österreichs forderte Prokops Rücktritt (für eine katholische Reaktion siehe hier). Caritas und Diakonie sahen die Studie vor allem vor dem Wahlkampf und erhoben ihre warnende Stimme.
Tatsächlich sehen einige KommentatorInnen die Integrationsdebatte vor dem Wahlkampfhintergrund. Sonja Fercher im Standard etwa, die von den Hürden der "Integrationswilligen" in Österreich erzählt, Markus Rohrhofer, der die Regierung nur an einer "Hosentaschen-Integration" interessiert sieht (oder vgl. z.B. hier über die neue ÖVP-FPÖ-Konkurrenz).
Dem Vorwahlkampf ordnet auch der Sprachwissenschaftler De Cillia im Standard-Interview die Studienpräsentation zu.
"Wahltaktisches Getöse" sieht auch FPÖ-Strache, während das BZÖ den Zeitpunkt von Prokops "going public" kritisierte.
Wie könnte also "Integration" vorangetrieben werden? (Zum Begriff Integration und seinen Voraussetzungen siehe dieses Interview mit Integrationsforscher Bauböck) Hans Magenschab im Standard sah die ganze Diskussion um Integration schon vor hundert Jahren, nur damals mit den "integrationsunwilligen" TschechInnen in Wien. Die aktuelle Emotionalisierung jedenfalls führe eher zu mehr Gewalt, so die verschiedensten AkteurInnen, aber für ausländische Frauen in Österreich könne mensch schon mehr tun (Sprachkurse, Arbeitsmarktintegration, ...) - unklar bleibt aber bei dem Artikel, warum "die Bereitschaft, die Staatsbürgerschaft anzunehmen, ein Parameter, an dem die Integrationsbereitschaft gemessen werden kann" sei: warum sollte ein Wiener, der im ostdeutschen Magdeburg die Musikschule führt, unbedingt die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen?
Viel diskutiert wird um Integration in der Schule (vor dem Hintergrund steigender Zahlen moslemischer SchülerInnen und der schlechten Förderung von MigrantInnenkindern)- etwa durch Umverteilung der SchülerInnen (Standard hier und hier), mehr statt weniger LehrerInnen, eine längere Schulpflicht oder -wie von der islamischen Glaubensgemeinschaft gefordert - eine 50%-Grenze in der Klasse für Kinder nichtdeutscher Muttersprache verbunden mit einem offeneren (durchmischteren) Wohnungsmarkt (vgl. zu den schon durchmischten Gemeindewohnungen hier). Ach ja, und die FPÖ fordert eine Schweinefleischgarantie... (zum Kommentar hier)
Noch ganz allgemeiner postuliert Michael Landau in der Presse: "Die Kulturdebatte ist zu führen!" Der Gastkommentator der Presse fordert hingegen, Österreich solle egoistisches Einwanderungsland werden, denn am "Integrationsfiasko" sei Österreich nicht schuldig, sondern die ZuwandererInnen. Im Standard jedenfalls müssen sich (auch?) die ZuwandererInnen zumindest integrieren, wenn nicht assimilieren. In jedem Fall sollen sie so überzeugte DemokratInnen und FrauenrechtlerInnen sein wie die ÖsterreicherInnen selbst...
Derweil wird unter österreichischer Präsidentschaft (mit einem übrigens im EU-Vergleich geringem AusländerInnen-Anteil, vgl. für die Herkunftsländer hier) auch auf EU-Ebene diskutiert - über mehr oder weniger sicherere Herkunftsländer etwa. Strittig ist unter anderem, ob Frauen in die Genitalverstümmelung zurückgeschoben werden sollen ( vgl. auch hier). Wie fassen die Salzburger Nachrichten zusammen: "Die EU tut sich mit Fortschritten in Richtung einer harmonisierten Asyl- und Einwanderungspolitik schwer." Auch ein paar Etagen niedriger wird getagt, über Rassismus zum Beispiel und über Meinungsfreiheit und "Verantwortungsbewusstsein". Über das Versagen der EU bei den Menschenrechten diskutiert hingegen Amnesty (vgl. auch hier, hier Standard-Kommentar), eine Kritik, die auch Österreich trifft: "Vom Rechts- zum Machtstaat". Auch in Oberösterreich ist eine heftige Asyl-Debatte entbrannt.
Währenddessen berichtet die Presse vom Flüchtlings-"Kollaps auf den Kanaren" und dem Vormarsch der Neonazis in Deutschland,wo es zur Zeit eine Serie ausländerfeindlicher Gewalt gibt, die Befürchtungen um das Image während der Weltmeisterschaft weckt (z. B. bezügl. No-Go-Areas).
Das Abschlusswort habe Papa Schüssel, der zusammenfasst: Die meisten Zuwanderer seien großartige Menschen.