Sonntag, 20. August 2006

Riverbend-Blog einer irakischen Frau jetzt auch auf dem Edinburgh-Festival

Wie die Netzzeitung berichtete, wird das weltbekannte Blog von Riverbend jetzt auch bis Ende August beim Edinburgh Fringe Festival aufgeführt. Riverbend, bis zu Bush's Irak-Krieg 2003 Programmiererin und Systemprogrammiererin (irakische Frauen können seit der Besetzung Baghdads durch die AmerikanerInnen nicht mehr arbeiten, Männer am ehesten noch bei den verschiedenen religiösen Parteien), hatte im August 2003 ein Weblog angefangen und war dieses Jahr schon mit Bloggie 2006 in der Kategorie "best african or middle eastern weblog" ausgezeichnet worden. Außerdem wurde die Buchausgabe (in NY bei feministpress und im Königreich bei Marion Boyars) ihres Blogs (mit weiteren 18 Büchern) Ende März für den renommierten Samuel-Johnson-Preis für nichtfiktive Literatur nominiert (BBC Meldung hier , hier die Meldung der Netzzeitung, den Preis erhielt schließlich eine Shakespear-im-Jahr-1599-Biographie). In 2005 hat sie den Lettre-Ulysses-Preis (3. Preis) für die Kunst der Reportage erhalten. Der Schockwellenreiter würde jetzt wohl sagen: Lesebefehl!

Der Kampf um den ersten Platz in der Globalisierung

Auf dem Dreherschen Globalisierungsindex landet Österreich auf Platz 6 berichtet der Standard. Der Index erfasst Indikatoren für die ökonomische, soziale und kulturelle Globalisierung. Bei der ökonomischen liegt auf Platz 10. "Deutschland liegt nur auf Platz 35, gleichauf mit der 'Wirtschaftsmacht' Panama.", macht sich der Standard lustig und scheint den nächsten Satz ("In politischer Hinsicht gilt Österreich fast so globalisiert wie Ägypten, das an elfter Stelle liegt.") ernst zu nehmen. "Weltmeister im Globalisieren sind die USA", und jetzt stellt sich die Frage, ob der erste Platz bei diesen Indikatoren auf irgendeine Weise erstrebenswert ist... denn wahrscheinlich heißt das auch Platz eins in "Beschleunigung, [...]Digitalisierung und Zeitmangel [in ... ] künftige Arbeitsverhältnisse" (yep der Standard).

(Indikator sind z. B. die Anzahl der McDonalds-Restaurants, die unter dem Label "Einheitsgeschmack" laufen - obwohl sich gerade bei McDonalds wunderbar zeigen lässt, dass sich diese an lokale Geschmäcker wechselseitig anpassen und die Marktdominanz ebenfalls durch die MitbewerberInnen bestimmt ist. Viel besser ließe sich natürlich Globalisierung am Pro-Kopf-Verbrauch von Kartoffeln festmachen - des Gerichts, dass bereits vor 500 Jahren seines Siegeszug um die Welt antrat und z. B. zu Produktivitätsgewinnen in China führte. Damit Deutschland aber auch mal auf Platz 1 kommt, wie wär es mit dem Kaffee-Verbrauch? Ach so, alles keine Firmen? Naja, Ikea ist was Einheitsgeschmack anbetrifft, allemal sinnvoller als McDonalds).

Immerhin: "Noch ist Österreich schneller" am Markt als etwa die Chinesen. Kein Wunder, dass "Japanische Manager [...] auf Polen und Österreich [schwören ...]: Nach Polen wird Österreich gleichauf mit Tschechien als zweitbester Investitionsstandort unter EU-25 bewertet", wie uns ebenfalls der Standard berichtet. Damit das so bleibt, gibt es brainpower (um z. B. indische oder amerikanische Spitzenkräfte zu gewinnen, ... naja, eher indische...wie, ja, der Standardschreibt)

Ach ja, noch ein Rang, nämlich Rang 7 vor den USA (13), nämlich beim CDI, dem Engagement in der Entwicklungshilfe. Liegt aber auch nur daran, dass alle Länder ein "Schwaches Engagement für Entwicklungshilfe" zeigen (mal wieder der Standard).

Ja, und beim CRI (Commitment for Refugees Index)?

Weihwasser gegen Gewalt an Frauen

Da steht also die türkische Schriftstellerin Ipek Calislar vor Gericht . Aber warum? Weil die türkischen Behörden nicht glauben können, dass ihr Staatsgründer geschickt einem Mordanschlag entkommen konnte? Weil sie nicht glauben wollen, dass ihr Staatsgründer eine kluge Frau hatte? Oder weil sie befürchten, dass er gar einmal auf seine Frau gehört hat?

Nur 17% der türkischen Frauen sind ohne Gewalterfahrung durch Kindheit und Familie gegangen, wie die Standard schreibt ("immerhin. 17% sind ein erster schritt" meint dazu einE LeserIn, einE andereR befürchtet abhängig von der Definition von Gewalt, "dass es in Österreich nicht anders aussieh"). 62% der Frauen werden zu Hause mißhandelt (und dann haben wir ja noch die Ehrenmorde...), und um diese zu unterstützen und zu beraten, hat das staatliche Religionsamt in 6 Provinzen ein Pilotprojekt gestartet (ebenfalls Standard). Ein türkischer Nachrichtensender hat aufgezeichnet, , welcher Rat den betroffenen Frauen gegeben wurde (hier nach dem Standard-Artikel): "vor allem häufige Gebete [...] gesegnetes Wasser zu trinken und das Wasser ihren gewalttätigen Ehemännern zu geben [...] eine gemeinsame Pilgerfahrt nach Mekka" und "als Trost gesagt, auf Erden erlittene Leiden würden im Paradies entlohnt".

Natürlich (?, oder glücklicherweise) Aufschrei bei den türkischen Frauenverbänden zu diesem "'schrecklichen Vorfall', der an mittelalterliche Zustände erinnere." Anders bei den österreichischen LeserInnen des Standards, die sich an heutige Zustände in Österreich erinnern:
"abgesehen vom wallfahrtsziel mekka klingt das genau wie das, was viele katholische kirchliche stellen & amtsträger in dieser situation frauen auch raten - erdulden, beten, glauben, hoffen, appellieren, die andere wange hinhalten, die schuld bei sich selbst suchen...
oder auch
"Am besten half das Wasser vom Seiplplatz, völlig wirkungslos war das vom Petersplatz & dass heutzutage noch (im Geheimen) Ignatiuswasser"
oder schließlich
"bittschoen Gesundbeten machen die Katholen genauso"
Ja, alles weitere: Standard lesen!

Blutige Auseinandersetzung zwischen Dagestanern und Tschetschenen in Hallein

Bei einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Dagestanern und Tschetschenen in Hallein kam es am Donnerstag abend zu mehreren Schwerverletzten, ein Mann starb. Hintergründe und Hergang sind noch völlig unklar. Hier also die Salzburger Nachrichten:
Motiv für Blutbad in Hallein noch unklar
und tags drauf:
Die Polizei stößt auf eine Mauer des Schweigens
außerdem zum Feeling der Leute in Hallein zur Zeit:
"Vielleicht haben sie auch Angst gehabt!"
Hier der lokale ORF:
Ein Toter, sechs schwer Verletzte bei Angriff
(und hier)

Auch die Presse berichtete:
Asylwerber nach Überfall gestorben
Und die Presse-LeserInnen sinnieren:
"Nun ist es also soweit in Österreich: Russen greifen Tschetschenen an! Na, da haben wir uns schöne Probleme importiert."
(Antwort eines/einer anderen LeserIn: "Russen? Tippe eher auf georgische Asylwerber.")
(Ja, richtig, die Polizei hat von Dagestanern gesprochen. Russische Staatsangehörigkeit haben natürlich DagestanerInnen und TschetschenInnen.)


Yep, und auch der Standard berichtet:
Nach Bluttat unter Flüchtlingen in Hallein: Motiv weiterhin unklar
Und auch die Standard-LeserInnen sinnieren:
"Tschetschenen und Dagestaner das war eine sehr unangenehme Mischung aus
- Clanstrukturen
- gewürzt mit Islamismus
- aufgepeppt mit irgendeiner Verteidungung von Ehre oder so
- angetrieben von Drogengeschäften
- versaut von Krieg und Zerstörung
mich beunruhigt, dass dieser ganze Wust bei uns importiert wird."
Einer sieht gar den Niedergang des Abendlandes (mit Verweis auf einen Weltwoche Artikel, der Containertheorien von Kultur huldigt).

Netterweise diskutieren dort aber nicht nur ÖsterreicherInnen, sondern auch die anderen Nationen mit, z. B. die 'russische Russen': "das sind keine russen, auch wenn es russische staatsbürger sind." oder Tschetschenen: "Mein Volk befindet sich gegen diese Wilden seit 400 Jahren im Krieg"

Derweil treibt die ÖsterREICHerInnen andere Sorgen um: "WOW, WER WIRD DIE SPITALSKOSTEN UEBERNEHMEN?"

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