Dienstag, 16. Mai 2006

Wer ist integrationsunwillig?

Der Streit "um 'willige' Moslems" geht weiter, titelt die Presse. Wie ich schon geschrieben hatte, schätzt Omar Al-Rawi von der SPÖ die Zahl der integrationsunwilligen Moslems auf 5%. Günther Ahmed Rusznak, Generalsekretär des Islamischen Info-Zentrum Österreich, hält hingegen jeden zweiten Moslem für integrationsunwillig. Und Ihre Schätzung? (Zum Hintergrund siehe Daten und Fakten in den Salzburger Nachrichten) Die Schätzung richtet sich natürlich nach den Indikatoren - was heißt eigentlich Integration (Schüssels Meinung hatte ich ja schon weitergegeben, in den Salzburger Nachrichten hier das Setting seiner Meinung... dieStandard kommt allerdings heute am Beispiel der Werbung der Salzburger Sommerszene zum zum Schluss, "Liberale Vorstellungen schließen Sexismen ein" - Salzburg arbeitet übrigens mal wieder an einem übergreifenden Logo.)

Von dem Streit um Prozentzahlen weg möchte der Leitartikel der Presse kommen: "Österreich muss sich endlich dazu bekennen, was es ist: ein (schlecht gemanagtes) Einwanderungsland."

Im Streit um die Integration, die Österreich möglich (oder nicht möglich) macht, richtet sich der Blick der SN auch auf das Schulwesen: "Obwohl in fast allen anderen Industriestaaten die Schulleistungen von Zuwandererkindern mit Dauer des Aufenthalts ihrer Familien besser werden, gibt es in Österreich keine besseren Ergebnisse bei den Leistungen von Schülern der hier geborenen zweiten Migrantengeneration." Keine Sorge - auch "Deutschland macht blöd", wie die Junge Welt feststellt. (Der konservative Daily-Telegraph-Kommentator beschäftigt sich ebenfalls mit Schule und Immigration - nachdem die britische Regierung mehr britische Werte in der Schule vermittelt sehen möchte, kommt er zu dem Schluss, dass Werte nicht durch Unterricht vermittelt werden können, sondern nur durch das Identifikationsangebot eines kollektiven britischen "Wir", dass auch die Moschee umfasst.)

Währenddessen übt sich Bush nicht im Abschieben, sondern in der Festung USA (schließlich muss mensch doch mit der EU mithalten können ;-). Der Telegraph spricht von "Border skirmishing". Denn der Gewinn der Einwanderung für die USA überwiege bei weitem die Nachteile. Interessanterweise ist Corinna Milborn für die EU in einem Standard-Interview das gleiche festgestellt. Ihrer Meinung handele es sich dort, wo die Produktion nicht in Billiglohnländer ausgelagert werden kann (nämlich im Dienstleistungssektor oder - EU-Agrarmarkt - in der Landwirtschaft) quasi um die Einlagerung der BilliglohnarbeiterInnen, die aufgrund ihres illegalen Status de facto rechtlos sind und analog zur sogenannten dritten Welt in Abhängigkeitsverhältnissen ausgebeutet werden können (als Beispiel führt sie rund 80.000 LandarbeiterInnen auf Plantagen in einer spanischen Region an, davon alle AusländerInnen, die Hälfte illegal).

Netizen ins Gefängnis...

Während ich für Ägypten ja noch hoffe, ist in China Yang Tianshui für seine Beiträge auf ausländischen Websites zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt worden (hier der Standard-Bericht)

Niederländische Abgeordnete bald nicht mehr niederländisch?

Der wegen ihrer scharfen Kritik am Islam umstrittenen niederländischen Abgeordneten Ayaan Hirsi Ali (Asyl in den Niederlanden 1992, niederl. Staatsbürgerinnenschaft ab 1997) droht die Aberkennung der niederländischen Staatsbürgerinnenschaft, da sie nach einem Fernsehbericht ihr Asyl durch falsche Angaben erlangt habe. Mehr dazu im Standard.


Ergänzung 16.05.2005: Wie der Standard nun berichtet, wird Hirsi Ali tatsächlich ausgebürgert...

Die traditionsunwilligen AusländerInnen

"Kaum Lust auf Integration?" titelten die Salzburger Nachrichten über den kleinen Plausch der österreichischen Innenministerin Prokop in der Tiroler Tageszeitung, in der sie aus einer hauseigenen bisher unveröffentlichten Studie zitiert, nach der 45% aller Muslime mit Migrationshintergrund in Österreich nicht an einer Integration (welcher?) interessiert wären. Prokop dazu laut SN: "Wir zwingen niemanden, dass er herkommt.".

Wie ihr Sprecher aber erklärte, wäre auch die zweite und dritte Generation befragt worden. Und die ist in Österreich geboren, ja selbst ihre Eltern sind in Österreich geboren. Warum diese BürgerInnen, deren Vorfahren also schon Jahrzehnte und über Generationen in Österreich leben, fast zur Hälfte keine große Lust mehr auf dieses Land haben (die 68er der Zugezogenen?), darüber findet sich bisher leider kaum etwas. Die Versäumnisse der bisherigen Integration (oder Nicht-Integration) werden daher in einem "Wahlkampf à la Prokop" ("Moslems als Zeitbombe") untergehen, befürchtet die Presse.

Omar Al-Rawi von der SPÖ schätzt währenddessen die Zahl der integrationsunwilligen Moslems auf 5% (die LeserInnen-Postings glauben das natürlich nicht). Was heißt aber eigentlich Integration? Der Standard (mit übrigens 144 LeserInnen-Postings bisher) berichtet uns über Schüssels Meinung: "Zuwanderer müssten [...] die 'österreichischen Traditionen respektieren', so der Kanzler. Dazu gehöre auch die Gleichheit von Mann und Frau". Österreichische Tradition! Zum Glück sind Cheryl und Schlaffer nicht tot und müssen sich nicht im Grabe umdrehen. Nur eine Meldung vom Tage: "Österreich hinkt bei Frauenanteil in der Forschung nach" (und es wird in diesem EU-Vergleich zwar nicht erwähnt, aber Deutschland und Österreich hinken hier in vielen Gebieten auch so verschiedenen Ländern wie der Türkei und dem Iran nach).

Währenddessen entzündet sich der Innsbrucker Kopftuchstreit "politisch", glaubt die Standard. Und wenn mensch ihre LeserInnenpostings liest, dann ist das sehr richtig... In Salzburg immerhin wollen (seit neuestem wieder engagiert) derdieSalzburg-BloggerInnen nicht ganz alle in einen Topf werfen.

Bloggend aus dem Gefängnis?

Über die Verhaftung Alaa Seifs hatte ich ja schon berichtet, und wieder hält mich der Schockwellenreiter und die Netzzeitung auf dem Laufenden: Alaa bloggt auch aus dem Gefängnis weiter.

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