Mittwoch, 16. Mai 2007

Fallstricke der Integration und der Exklusion

Im Zusammenhang mit der Fachtagung in Virgil gibt es natürlich auch auf der Homepage vom Salzburger ORF einen kurzen Bericht "Ausländerfeindlichkeit schadet Wirtschaft". Spannend wie immer die "Stimme des Volkes" in den Kommentaren. Einfach ein Beispiel als Zitat, der ja auch zum Fernsehbericht gut passt (Liebe TeilnehmerInnen, liebe Flüchtlinge, bitte unbedingt lesen!):
"Öffnung des Arbeitsmarktes für qualifizierte ausländische Arbeitkräfte" ..kein Wunder das die angebliche Feindlichkeit bei den Österreicher vorhanden ist. Das was momentan den Arbeitsmarkt ÜBERSCHWEMMT sind unqualifizierte (erwachsene und jugendliche)Ausländer - die sich auf unserer Kosten in Schulungen tummeln, voller Stolz und Arroganz Arbeiten nicht annehmen, sich oftmals nicht integrieren wollen, Gender Mainstreaming Training ablehnen....
Die "Hände" offen halten für alles was sie mit Druck an sozialen Leistungen "erwürgen" und dann noch frech über uns lachen und das Geld im Ausland ausgeben.
(Hui, da ist ja jemand sauer. - immerhin gesteht die SchreiberIn zu, dass AusländerInnen auf unsere Kosten Gender Mainstreaming Schulungen erhalten sollen ;-)

Ja - gibt es alles!

Aber cave - erst mal durchchecken, wieviele ÖsterreicherInnen Gender Mainstreaming ablehnen, wenn sie selbst etwas tun (oder verzichten) müssen, wenn es um Pfründe und Geld geht, oder auch nur um Gewohnheiten (Andrea Baldemair bei uns und natürlich Uschi Liebing und Angelika Reichl, uns' KollegInnen von Frau und Arbeit könnten Bände darüber schreiben).

Dann überlegen, dass nach meiner Erfahrung hinter einer ganzen Reihe "Stolz und Arroganz" schlicht Hilflosigkeit in einer fremden Umwelt steckt. Dann gibt es ja auch noch sowas wie Mißverständnisse. Und bei AsylwerberInnen, die den ganzen Tagen in oder vor irgendwelchen Quartieren stecken und schlicht nichts tun dürfen, dass Ihnen dadurch genau das vermittelt wird: sie dürfen nichts tun außer sich wegen irgendwas (Krankheit, Wäsche, was auch immer) bei der richtigen Stelle zu melden und "Anspräche geltend machen".

Wer also sagen wir mal leitender Beamter, studiert, in einer beputschten Regierung war, steht in Österreich herum, hat keinen Kontakt zur Bevölkerung (es gibt ja auch keine Deutschkurse), sieht aber täglich die Autos und die Ordnung und alles, fängt an sich vor dieser Wahrnehmung die Zukunft auszumalen - und kriegt den Schock seines Lebens, wenn er dann nach Anerkennung tatsächlich arbeiten darf, kann, muss, und schlicht nur als Tellerwäscher McJobs findet. Und das darf er dann seiner Frau und seinen Kindern erklären.

Das heißt: wir könnten uns und den Flüchtlingen einiges an Problemen ersparen, wenn sie so früh wie möglich ein realistisches Bild von Österreich bekommen, und eine realistische Wahrnehmng ihrer Perspektiven und sich genau darauf vorbereiten, anstatt untätig Tagträumen nachgehen zu müssen. Und das heißt wiederum: Arbeit UND Kontakt zur Bevölkerung. Es braucht ÖsterreicherInnen, die Flüchtlinge in Österreich "einführen" sie wirklich aufnehmen.

Schließlich: bei der Frage der Flüchtlingseigenschaft darf die Qualifikation keine Rolle spielen, hier lauert eine Gefahr in all der Betonung der tatsächlich vorhandenen Qualifikation von AsylwerberInnen. Eine Frau, die nie lernen durfte, aber die Klappe aufmacht und genau das für sich und ihre Leidensgenossinnen reklamiert ... ich male jetzt einmal nicht plastisch aus, was dann alles passieren kann ... jedenfalls schafft sie knapp die Flucht nach Österreich. Hat sie weniger Recht auf Sicherheit als ein gut ausgebildeter Mann? (ach ja, vergleiche hier)

Auch schließlich: ist diese Frau, die geschockt ist, vielleicht gefoltert wurde, depressiv wird, Bewältigungsarbeit leisten muss, und erst mal zu macht (aka "sich nicht integrieren will") deshalb gleich "Ausschuss"? Braucht sie, ja hat sie nicht erst einmal Anspruch auf Wohlwollen, Begleitung, Unterstützung, Schritte ins Leben hin anstatt auf Mauern und Ablehnung?

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