Dienstag, 5. Juni 2007

Integration, Deutschkurse, und: was tut überhaupt die Diakonie?

Martin Schenk, uns' Think Tank in der Gesamtdiakonie Österreich zu Soziales, hat schon vor einiger Zeit einen lesenswerten Kommentar im Standard geschrieben: "Einmal Ausländer - immer Ausländer" (auf den hier nicht weiter eingegangen werden soll).

Er hat einige Diskussion unter den LeserInnen ausgelöst, in bis heute, 28.5.2007, insgesamt 235 Postings ausläste - zum Vergleich: Florian Klenks Aufruf zu mehr Bildung und Aufstiegschancen für die Nachfahrengenerationen von EinwandererInnen löste 41 LeserInnenpostings aus, während (SOS-Mitmensch-) Philipp Sondereggers Plädoyer für mehr Chancengleichheit und gleiche Rechte für alle statt einseitige Integrations=Assimilationszwänge auf 487 Postings kam.

En passant - Schenks und Sonderbergs Warnung vor der Konstruktion eines "Wir" vs "Sie" ist nicht leicht zu folgen, wie uns die große Kultureinrichtung Salzburgs, die Arge hier beweist. Ich begebe mich hier in wildes Gewässer, da ich ja selbst kollektive Beteiligung, ein kollektiv-strukturelles Empowerment der Flüchtlinge fordere (wie es etwa RAGU für Loreca vorgemacht hat) und völlig zu Recht von Uschi Liebing von Frau und Arbeit, die eher ein individuelles Empowerment (Mobilität und andere individuelle Ansprüche) promoten, darauf hingewiesen wurde, dass es die Flüchtlinge doch gar nicht gibt. Genauso wie es allerdings die Frauen nur in der DDR-Diktion gab ... und es trotzdem Gender Mainstreaming oder Frauenförderungs-Beiräte gibt ...

Spannend ist ein Kommentar von "Sarei" vom 18.5.:
Mal bei sich selbst beginnen...
Ist schon in Ordnung, daß die Mißstände bei den anderen durch den Hrn. Schenk aufgezeigt werden. Aber darf ich Sie bitten, Hr. Schenk, kurz zum Telefon zu greifen und die Durchwahl zu Ihren Kollegen anzurufen, die da zuständig sind für die Bezahlung von Deutschkursen. Deutschkurse werden auch von der Diakonie, wie bei allen anderen Einrichtungen auch, nur an Menschen mit aufrechtem Asystatus vergeben. Auf diejenigen, die vielleicht noch 6 Jahre zu warten haben, bis sie ihren Asylbescheid haben, wird auch von Seiten der Diakonie vergessen....nein, falsch, nicht vergessen, man weiß ja um den Umstand (Mißstand), aber es wird eben nicht darauf eingegangen. Auch bei der Diakonie fallen diese durch den Rost.
Die Antwort von unserem Christoph Riedl am 22.5. (Geschäftsführer):
Der Kollege wär dann wohl ich!
....und Martin Schenk ruft mich tatsächlich oft an! Ich darf Ihnen versichern, dass in der Diakonie nicht auf die AsylwerberInnen vergessen wird, die jahrelang auf ihre Bescheide warten müssen. Im Diakonie Flüchtlingsdienst bestehen neben den Integrationsprojekten für anerkannte Fl?chtlinge auch Beratungsstellen und Unterbringungseinrichtungen für Asylsuchende, die für ihre KlientInnen Deutschkurse anbieten. Leider muss der Gro?teil davon aus Spendenmittel und durch Einsatz ehrenamtlicher Arbeit bestritten wird, da in Österreich öffentliche Mittel für Deutschkurse erst ab der Asylanerkennung (- und sei diese auch erst 10 Jahre nach der Antragstellung) bereitgestellt werden.

Christoph Riedl
Geschäftsführer Diakonie Flüchtlingsdienst
Fein gesagt. Die fehlenden Deutschkurse für AsylwerberInnen sind wirklich ein Integrationshindernis. Und ein bewusstes, denn die AsylwerberInnen sollen sich ja nicht integrieren, sondern lieber in irgendwelchen Quartieren vor sich hin leben und der Bevölkerung als "die da" vorkommen. Anders schaut das nach der Anerkennung aus, hier wird dann im Schnellverfahren versucht, das irgendwie (nach Jahren!) nachzuholen, denn ohne wenigstens ein wenig Deutsch bekommen die Leute keinen Job. So fördert das AMS, so fördert der Integrationsfonds - anstatt die Leerlaufzeit bis zur Anerkennung zu nutzen ... wenn die Leute früher Deutsch lernen dürfen, dann finden sie nach der Anerkennung schneller einen Job, dann zahlen die Sozialkassen weniger, dann ... aber nein, es besteht ja die Gefahr der "Aufenthaltsverfestigung". Gut, während ich hier eher auf die enorme Ressourcenverschwendung achte, gibt es natürlich auch einen anderen Blickwinkel. Wie hat das Louise Salmon von der London metropolitan university genannt: "very undignified" - sehr würdelos.

(P.S.: Natürlich komme ich hier nicht umhin, "Sarei" einmal auf unsere Deutschkurse für AsylwerberInnen hinzuweisen (leider Vergangenheit, und zugegeben nicht von der Diakonie, sondern von Biber in einer Partnerschaft durchgeführt). Und vor allem auf die Webseite "http://mausz.netproject.at/", auf der Flüchtlinge ca. 150 Webseiten geschrieben haben, auf Deutsch! (well done). Yep, ein Projekt vom Diakonie Flüchtlingsdienst, gefördert von BMWA und ESF.)

Trackback URL:
https://fluequal.twoday.net/stories/3804115/modTrackback


about this site
asylaustria
aus dem Netz
aus der Globalen
aus der Lokalen
demnächst...
fachlich
global meets local
karriere4aw
rund um fluequal
work iT!
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren