Errare humanum est
Unsere fluequal-work iT!-TeilnehmerInnen, allesamt Flüchtlinge, die wenig Deutsch können, haben sich ja wirklich großartig engagiert und sicher an die 200 Webseiten auf Deutsch geschrieben (muss mal zählen). Darunter auch einen Artikel über "Die Stadt Salzburg", der allerdings so anfängt (eine undesignte Vorschau findet sich hier):
Zu den wirklich gelungensten Beispielen gehört der Salzburger Monat etwa hier, wo die Stadt Salzburg ihre Bildungskompetenz im schulischen Bereich, die "beste[n] Rahmenbedingungen im pädagogischen Umfeld" herausstreichen möchte - mit EDV- und Englisch-Unterricht als "österreichische[s] Vorzeigeprojekt". Der Artikel beginnt allerdings unter der Überschrift "Coole Schule" hochtrabend halbgebildet so:
Aha. Wird der Salzburger Monat von diesem Zielpublikum nicht gelesen? Oder sind diese in Salzburg zu höflich / ehrerbietig / was auch immer, auf den Fehler hinzuweisen? Oder sind das alles auch nur Lurker wie ich?
(ergänzend: über Bildung hatte ich ja hier einige Anmerkungen gemacht, aber es lohnt, den Absatz von Seneca einmal voll zu lesen, hier die Übersetzung - ach hätte ich auch so elegant übersetzen können, und die Sybillinischen Bücher nicht mit Kinder der Sybilla übersetzt, die ins Feuer geworfen worden wären)
Ja, der Salzburger Monat - da wurde z. B. Sangerhausen (in Sachsen-Anhalt!) zum "sächsische Sangerhausen". Gut, dass ich den Artikel dort niemand gezeigt habe. Und was passiert, wenn AsylwerberInnen etwas über 700.000 SalzburgerInnen schreiben?
Das Bundesland Salzburg erstreckt sich über 7155 km² und zählt gegenwärtig bei 700 000 EinwohnerJetzt liege ich den AutorInnen, den Karaev(a)s schon seit Ewigkeiten in den Ohren, dass sie das doch bitte korrigieren, denn Salzburg hat natürlich nur rund 530.000 EinwohnerInnen (darunter knapp 65.000 AusländerInnen, also 12,3%). Ich habe mich ja immer gefragt, woher sie, die ja recherchiert haben, die Zahl von 700.000 hatten. Aber bei der Landesverwaltung scheint es ja ähnlich herzugehen, wie uns der Zweite Salzburger Landtagspräsident Michael Neureiter glaubhaft versichert:
Eine Meldung der „Landeskorrespondenz“ über die Öffentlichen Bibliotheken lässt Gerlinde Rogatsch und andere Informierte aufhorchenÜberhaupt - ich habe mich immer köstlich über solche Fehler amüsiert (und ich freu mich ja auch immer, wenn ich andere durch meine Bildungslücken zum Lachen bringe, und nicht zu Tränen der Verzweifelung ;-) .
„Mehr als 800.000 Salzburgerinnen und Salzburger nutzen das Angebot der Bibliotheken.“
Worauf der Landesstatistiker sich auf die Suche nach mindestens 270.000 bisher anonymen Salzburgerinnen und Salzburgern macht.
Zu den wirklich gelungensten Beispielen gehört der Salzburger Monat etwa hier, wo die Stadt Salzburg ihre Bildungskompetenz im schulischen Bereich, die "beste[n] Rahmenbedingungen im pädagogischen Umfeld" herausstreichen möchte - mit EDV- und Englisch-Unterricht als "österreichische[s] Vorzeigeprojekt". Der Artikel beginnt allerdings unter der Überschrift "Coole Schule" hochtrabend halbgebildet so:
Der alte Seneca wusste Bescheid. "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir". Und dass zum Leben im 21. jahrhundert nicht nur ABC und 1x1 gehören, sondern auch neue Medien, Sprachen und Musik, Sport und gesunde Ernährung, ist an Salzburgs Pflichtschulen klar.Tja, Seneca "wusste Bescheid" - er "wusste" genau das Gegenteil. In seinen "Epistulae morales ad Lucilium“, Liber XVII (106, 112) schrieb er:
non vitae sed scholae discimusUnd die Bildungsspezialisten in Salzburg wissen auch genau Bescheid ;-) Nein, ehrlich - so ein Fehler kann immer passieren. Ich zum Beispiel "weiß Bescheid", weil wir als Schulkinder im Lande Baden-Württemberg regelmäßig eine Schulkinder- und Elternzeitschrift vom Kultusministerium erhielten, wo genau dieser Satz ebenso falsch drin stand. Mit der Folge empörter LeserInnenbriefe - ist ja klar, die ganzen LateinlehrerInnen lesen mit. Und so hab ich gespannt auf die Richtigstellung im nächsten Salzburger Monat gewartet. Vergebens!
also: Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.
Aha. Wird der Salzburger Monat von diesem Zielpublikum nicht gelesen? Oder sind diese in Salzburg zu höflich / ehrerbietig / was auch immer, auf den Fehler hinzuweisen? Oder sind das alles auch nur Lurker wie ich?
(ergänzend: über Bildung hatte ich ja hier einige Anmerkungen gemacht, aber es lohnt, den Absatz von Seneca einmal voll zu lesen, hier die Übersetzung - ach hätte ich auch so elegant übersetzen können, und die Sybillinischen Bücher nicht mit Kinder der Sybilla übersetzt, die ins Feuer geworfen worden wären)
Ja, der Salzburger Monat - da wurde z. B. Sangerhausen (in Sachsen-Anhalt!) zum "sächsische Sangerhausen". Gut, dass ich den Artikel dort niemand gezeigt habe. Und was passiert, wenn AsylwerberInnen etwas über 700.000 SalzburgerInnen schreiben?
fluequal - 12. Apr, 22:15
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