Freitag, 4. Mai 2007

Der große (digitale) Graben

Juchhu, Österreich ist mal wieder besser als Deutschland: "Österreich hat bei Internet-Fitness aufgeholt - Nr. 11 im weltweit", meldet der Standard. Deutschland hat Platz 19. Der Grund: das E-Government (E wie Eurofighter?), so jedenfalls der IBM-Direktor für den Verkauf von E-Government-Systemen. Soviel Artikel eins zum Thema, der damit endet , dass sich "die digitale Kluft langsam schließe."

Ach ja, dann gibt es noch einen zweiten Artikel vom Standard zur gleichen Studie des britischen Economists. "Globale Internetnutzung steigt sprunghaft an - Asien und Afrika stark im Kommen [...]", so die Headline. Der Artikel endet auch etwas anders:
Die technische Führungsrolle in der Welt wird zu einem immer schneller beweglichen Ziel. Wer heute an der Spitze steht, kann morgen bereits wieder von der Vorreiterposition verdrängt werden. [...] Damit die Potentiale des Internets weiterhin genutzt werden können, spiele auch bei Sicherheitsfragen die Medienkompetenz der Nutzerinnen und Nutzer eine entscheidende Rolle, gibt Croll abschließend zu bedenken.
Und natürlich war die steigende Rolle Asiens (Afrika? Wieso Afrika?) nur einen Absatz wert, der andere dreht sich um Deutschland, dort seien
unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen Menschen im ländlichen Raum, mit niedrigerem Bildungsniveau oder Haushaltseinkommen, aber auch Migrantinnen und Migranten. [...] "Eines der wichtigsten Hindernisse in Deutschland ist die fehlende Medienkompetenz", erläutert Croll. Um die bisherigen Nichtnutzer zu erreichen, sei es wichtig, zielgruppenspezifische Angebote zu machen und die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzergruppen stärker zu beachten.
Yep. Nichts mit digitaler Graben kaum noch da. Im Flüchtlingsbereich, in dem wir arbeiten, schaut das ganz anders aus. (ach so, und dann gibt's da noch die andere Häflte der Bevölkerung ;-)

Ach ja, Iran stehe auf dem letzten Platz (das ist dort, wo der Präsident gerade wegen sittenwidrigen Verhaltens im Kreuzfeuer der Kritik steht, er hatte seine 70-jährige Volksschullehrerin bei einer Auszeichnungszeremonie umarmt - siehe Standard. aber zurück zum Thema: der Iran hatte ja auch die Internetverbindungen gedrosselt)
Aber: der Präsident hat schon seit einiger Zeit sein eigenes Weblog. Warum? z. B. darum, erklärt uns der elektrische Reporter.

Vom Elend der Welt und vom Elend in Österreich

In Eritrea ist weibliche Genitalverstümmelung seit Anfang des Monats strafbar. Ein Erfolg. Über Afghanistan (einige unserer TeilnehmerInnen kommen aus Afghanistan und warten teilweise schon 10 Jahre auf einen Asylentscheidung) hingegen findet sich ein wenig erfreulicher Bericht im Standard. Die dortige Menschenrechtskommission hat eine Reihe von Fällen dokumentiert, in denen Frauen sich selbst verbrannt haben:
Für einige afghanische Frauen ist das Leben so schwer, dass sie einen schrecklichen und schmerzhaften Tod dem Leben vorziehen. [Standard]
Ach so, und in Österreich gibt es den Wiener Flughafen-Sozialdienst, der sich für Flüchtlinge einsetzt. Aber, so ein Berater (während sich die KommentatorInnen darüber streiten, ob mensch verfolgte MaoistInnen überhaupt ins Land lassen sollte):
"Ich frage mich oft, was ich hier eigentlich bewirken kann. Wir sind nicht mehr als ein Sandkörnchen im Getriebe des Systems." Mit "System" meint er die Aufteilung des Wohlstands. [...]
Ein ähnliche Frage stellt sich Konrad Hofer, der Autor des Buches "Gestrandet - Aus dem Alltag von AsylwerberInnen":
Wie war es möglich, dass zwischen 1945 und 1950 eine viel größere Anzahl von Flüchtlingen problemlos aufgenommen werden konnte [als heute], obwohl zu diesen Zeitpunkten Österreich noch nicht in die Liga der zehn reichsten Länder der Welt aufgestiegen war?
Schließlich sind nicht nur die Fluchtgründe schrecklich, sondern offenbar mindestens genauso häufig die Ablehnungsgründe für Asyl hahnebüchen, wie der Standard dokumentiert. Und die Möglichkeiten zum Broterwerb. Gibt es Hoffnung? Auf Gerechtigkeit? (En passant, der Standard hat gerade auch eine Reihe über den Spracherwerb in Wien als Ansichtssache unter Berücksichtigung der Integrationsvereinbarung, die aber ja für Flüchtlinge irrelevant ist.)

"Die Achse des Bösen": China, Iran, Pakistan, Irak, Sudan und die USA.

Der Club der Schurkenstaaten steht fest: "Nur 6 Staaten waren für 91 Prozent aller im Jahr 2006 durchgeführten Hinrichtungen verantwortlich: China, Iran, Pakistan, Irak, Sudan und die USA.", so Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich in einer AI-Presseaussendung (via Standard). Neues Musterbeispiel: der Irak seit 2004 (unter amerikanischer Führung - vergleiche natürlich auch Riverbend, zum Beispiel hier.)

(ach ja, Irak und Pressefreiheit bei Heise - zum gestrigen Tag der Pressefreiheit)

Frauenrechte oder Asylantenflut?

Frauenhandel sei sehr eng mit den restriktiven Fremdenrecht verknüpft, meint Salomonowitz im Standard-Interview. Das Fremdenrecht ist aber (neben einer gewissen Bagatellisierung des Phänomens) auch nicht unschuldig daran, dass Migrantinnen Männergewalt erleiden, führt Rosa Logar, die Leiterin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie aus. Zeit für eine Reform des Fremdenrechts?

Aber zum Glück gibt es auf der ganzen Welt engagierte Frauen, wie auf Al-Arabiya hier Ghada Jamshir:

Gewiß ist diese Frauenrechtlerin auf der schwarzen Liste der österreichischen Regierungsparteien (und natürlich allem rechts davon)... Frauenrechte, wie das denn? - vor allem, da sie doch glatt die verfolgten, mißhandelten Frauen speziell Bahrains aufruft, nach Europa ins Asyl zu fliehen .. nach Spanien, "zum Glück". FrauenrechtlerInnen aka "Asylantenflut" aka mutmaßliche Prostituierte können wir doch hier in Österreich nicht gebrauchen... Zeit, mal wieder über die Funktion des Asyls nachzudenken, und nicht nur über seinen echten oder vermeintlichen Mißbrauch? (vor allem für BZÖ, FPÖ und KonsortInnen, die sich ja die Frauenrechte als die große westliche Errungenschaft auf die Fahnen schreiben)

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