Mittwoch, 26. April 2006

und zwei Nachrichten aus Schottland...

Schon etwas älter, aber trotzdem - zwei Artikel aus dem Herald:
  • Asylum student and family can stay - nach einem "dawn raid" wurden diese in ein Abschiebezentrum gebracht. In Schottland, dass mit einer Fresh Talent-Initiative einen offeneren Immigrationskurs als England fahren wollte, hatte es im letzten Jahr heftige Kritik an der vom Innenministerium in London veranlassten Polizei-Praxis frühmorgendlicher Festnahmen von Flüchtlingen zwecks Abschiebung gegeben. Mensch beachte an dem Artikel den Einsatz der Universität:
    "The sudden U-turn yesterday came after Strathclyde University promised to pay for Ms Hazizi's accommodation and living expenses until November, to allow her to complete a degree in maths and physics."

  • "Young asylum seekers 'given little support or protection'" - MORE than 100 young asylum seekers who fled to Scotland with no family or support received inadequate protection, according to a report published today."

News aus dem Königreich

Nach dem Independent von heute gibt die Ermordung Christopher Alanemes "einen schockierenden Einblick ins rassistische Britannien". Denn der Independent sieht sie in einer Reihe mit den Fällen Anthony Walker, Zahid Mubarek, Michael Menson, Sharon Bubb, Firsat Dag und natürlich Stephen Lawrence. (Achtung: beim Independet sind online gestellte Artikel immer nur die ersten Tage kostenfrei!)

Nachtrag vom 27.05.:

Frauen aus allen Ländern in Innsbruck

Sozialarbeits- und Sozialmanagements-Studentinnen des Managements Centers Innsbruck, einer Fachhochschule, haben zusammen mit der Initiative "Frauen aus allen Ländern" Innsbruck ein kleines Forschungsprojekt gestartet. "Unser Ziel ist es, herauszufinden wo sich Migrantinnen in Innsbruck vorwiegend aufhalten und Mittel und Wege zu finden sie zu kontaktieren." schreiben sie in ihrem Forschungsblog.

Etwas irritierend ist für mich aber, dass Kerstin, Nicole, Stefanie, Regina & Steffi erst narrative Interviews durchführen wollen , um dann doch wieder fast durchwegs davon abzukommen... Schade eigentlich. Gratuliere trotzdem zu den 4 Interviews.

Nicht unumstritten ist die Frage, ob und wann sich narrative Interviews in der Nicht-Muttersprache führen lassen. Das Ob ist eigentlich längst entschieden: Nicht nur narrativ, sondern auch noch autobiographisch-narrativ ist das berühmte Hülya-Interview, und ich kann nicht nachdrücklich genug auf die September 2003 Ausgabe der FQS mit all ihren Themenschwerpunktartikeln hinweisen...

(ps: kleiner Linktipp: http://www.integrationsportal.at/ )
(pps: Probleme macht mir deren Layout übrigens im Konquerer, da ich mein eigenes bisher im IE u.a. noch nicht -sic!- kontrolliert habe, bitte melden, wenn es irgendwo Probleme gibt. Merci!)

Rassismus im Evangelischen Hilfswerk?

Rassismus wirft die linke Indymedia dem Ev. Hilfswerk vor. Indymedia ist allerdings bundesdeutsch - und fordert in ihrem aktuell letzten Artikel zusammen mit Pro Asyl u.a. eine "Bleiberechtsregelung jetzt!" für 200.000 Flüchtlinge in Deutschland mit dem Aufenthaltsstatus der Duldung. Es geht also um das Evangelische Hilfswerk in München (nicht um unseres in Österreich!), dass sich in der Wohnungslosenhilfe engagiert. Offensichtlich waren die MitarbeiterInnen gar nicht begeistert, mit ihren Angeboten von "organisierte[n] Bettlerbanden aus dem Ausland" (was immer das jetzt ist) ausgenutzt zu werden - und hofften auf städtische Hilfe, und dazu wiederum auf öffentliche Aufmerksamkeit für dieses "Problem" (. Entsprechend ein Artikel im Münchner Diakonie Report (April 2006 S. 12), der dann von "Gundula Hiergeblieben" als rassistisch bezeichnet wurde. In den "Ergänzungen" widersprechen dem die "Rote Zora" und andere...

In Kürze noch ein paar Beobachtungen dazu:
  1. Gerade Arbeit im sozialen Bereich hat immer wieder die Aufgabe, Probleme für Öffentlichkeiten zu schaffen, die in Diskursarenen bearbeitet werden können (von geschlagenen Ehefrauen über das neue Fremdenpaket in Österreich bis hin zu Trunkenheit am Steuer). Dies ist bekanntermaßen ein durchaus zweischneidiges Schwert. Der erwähnte Artikel ist ein Beispiel dazu.
  2. Diese Konstruktion eines Problems erfolgt auch aus einem so verstandenen Mandat für ein Problem und ggf. die davon Betroffenen. Diese anwaltliche Funktion beinhaltet natürlich einerseits die Fallenkonstellation, in die Probleme der Betroffenen so verstrickt zu werden und diese so zu vertreten, dass sich z. B. (ggf. latente) Verlaufskurvenproblematiken der Betroffenen noch verstärken können (im beschriebenen Fall z. B. durch die Hilfe für "organisierte Banden"), andererseits besteht auch die Gefahr, nach erfolgreicher Problematisierung das öffentliche (gesellschaftliche/staatliche) Mandat für eine "Lösung" des Problems dahingehend zu erhalten, dass dieses ebenfalls eine nachhaltige Bearbeitung der Problematiken verunmöglicht, indem es z.B. die Problematiken verindividualisisiert und die Emergenz kollektiver Lösungen erübrigt.
  3. Bei der Besetzung öffentlicher Probleme geht es auch immer Ressourcen- (und damit: Macht-)Fragen - etwa um die Verteilung der (notwendig immer) knappen Budgets für durch eine Öffentlichkeit finanzierte Bearbeitung öffentlich wahrgenommener sozialer Probleme. Insofern erfolgt die Konstruktion öffentlicher Probleme auch im Hinblick auf eine "Konkurrenz" sozialer Probleme (um Aufmerksamkeit -hier als eine Art soziales Kapital beschreibbar- und Ressourcen) und der davon Betroffenen. Für von Unterschichtung Betroffene ist diese Konkurrenz auch Bestandteil der Konstruktion von Selbstwert in ihrer Identität (hier sei nur auf Rassismus unter ZuwandererInnen hingewiesen - wobei dieser jedoch auch nur eine selbstwertschützende Replikation der Attributionen -und ihrer Ambivalenzen- der dominanten Kultur(en) zu sein scheint)
  4. Da ich bereits das Wort Rassismus verwendete, sei angemerkt, dass es sich hier meist n meiner Terminologie eigentlich nicht um Rassismus handeln würde - es scheint mir sinnvoll, auch die Kategorie "Rassismus" genauer aufzuschlüsseln. Es erscheint mir nicht abwegig, Stereotype, die explizit auf Religion oder Nationalität begründet sind, nicht immer unter "Rassismus" zu fassen, sondern diese als eine Gemengelage von (moralisch / wertend hierarchisierten) Stereotypen zu analysieren. Damit kämen wir wohl auch unserem eigenen "Alltagsrassismus" stärker auf die Spur.

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